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DSJ-Forum

Ausgabe 10 2003

 

 

Herbsttagung der deutschen Schachjugend Teil III

Nachwuchsförderung im Ehrenamt

 

Über zwei Ausgaben des DSJ-FORUMs haben wir die Thesen und Ergebnisse des Einführungsreferates von Prof. Dr. Helmut Richter auf der Herbsttagung der DSJ vorgestellt. Dem Einstiegsreferat folgte die Diskussion in drei Workshops, in denen die Inhalte des Referats aufgegriffen und unter folgenden drei Fragestellungen bearbeitet wurden:

 

1. Wie erleichtere ich den Einstieg ins Ehrenamt?

Oft ist die Hürde eine ehrenamtliche Aufgabe zu übernehmen wenig attraktiv. Wie können stückchenweise Jugendliche eingebunden werden, ohne gleich Vorsitzender eines Jugendausschusses zu werden?

 

2. Warum ehrenamtlich engagieren?

Was kann Jugendliche heute motivieren Ehrenämter auszuüben? Ehrenamtlichkeit wird nicht materiell entlohnt und ist gesellschaftlich noch immer wenig beachtet. Was moti-viert trotzdem? Gibt es eine Belohnung für das, was ich mache? Sind Ehrenamtliche die Esel oder eigentlich genau das Gegenteil? Wie schaffen wir uns unseren Spaß und sind auch als Leiter ein großer Teil der Gruppe? Was geht alles außer Training noch so? Chance der Ehrenamtlichkeit über allgemeine Jugendarbeit.

 

3. Wie kann ich Jugendliche in ihrer Arbeit stützen?

Viele Jugendliche werden mit ihrem Ehrenamt alleine gelassen. Wie kann ich sie stützen ohne zu nerven? Was wünschen sie sich? Geeignete Fortbildungen, welche Literatur müssen wir uns anschaffen? Welches Material ist geeignet, wann ist der Moment zu helfen? Feedbacks, Supervisionen, Lob, Anreize?

 

Zusammenfassung der Ergebnisse des Workshops I

„Wie erleichtere ich den Einstieg ins Ehrenamt“

Workshop-Leitung: Christian Warneke

Protokollführer: Jörg Schulz

 

  • Was müssen wir tun, um möglichst wenigen Jugendlichen den Einstieg in das Ehrenamt zu ermöglichen?

 

Die notierten und sortierten Antworten ergeben eine umfassende Schilderung von negativen Erfahrungen, die anscheinend reichlich bei der bisherigen ehrenamtlichen Arbeit gesammelt werden konnten. Da jeder selbst einiges dazu beisteuern kann, soll diese Negativliste hier nicht widergegeben werden.

 

Aus dieser Einstiegsrunde entwickelt sich folgende Aufgabenstellung:

  • Welche Formen der Nachwuchsgewinnung könnten sich daraus (aus der Negativliste) ergeben?

 

Folgende Punkte wurden hauptsächlich genannt:

  • ernst nehmen
  • unterstützen
  • Aufgaben verteilen
  • motivieren
  • was zutrauen
  • über Einstiege informieren, ansprechen
  • über Umfang der Tätigkeiten informieren
  • Rückzug ermöglichen
  • Zeitaufwand berücksichtigen
  • Spielräume lassen
  • eigene Strukturen schaffen lassen
  • ausprobieren lassen
  • Fehler erlauben
  • gutes Vorstandsklima schaffen
  • für gutes Image sorgen
  • Bedeutung der Aufgaben vermitteln
  • Feedback geben
  • stärker kommunizieren

 

Nachdem die Stichworte genannt sind, sollen daraus jetzt vier Arbeitsgruppen einen Art Fahrplan entwickeln für

a) Gewinnung für ein Vorstandsamt

b) Gewinnung zur Mitarbeit

 

Um dies übersichtlich präsentieren zu können (nur eine Seite Darstellung), lautet die Aufgabenstellung für a) und b) „ In 10 Schritten ins Ehrenamt!“

 

Die Arbeitsgruppen präsentieren ihre Ergebnisse zu a):

„Die 10 Vorstandsgebote“

1. gutes Vorstandsklima schaffen

2. Vorstandsämter flexibel gestalten und Fehler zulassen

3. Transparenz der Vorstandsarbeit

4. Vorstand „zum Anfassen“

5. Pool von aktiven Leuten schaffen/erhalten

6. Integration von Mitgliedern in Projekte/Vorstandsarbeit

7. Mitglieder offen auf Ämter ansprechen

8. zeigen, dass Vorstandsarbeit sich lohnt

9. Eigeninitiative der Mitglieder fördern/unterstützen

10. selbständiges Arbeiten fördern, Feedback geben

 

Der Weg in den Vorstand

  • Positive Atmosphäre schaffen, zum Beispiel durch gemeinsame Aktionen
  • Informationen über Ämter geben
    Amtsinhaber informieren über Vereinszeitung, Schwarzes Brett, Homepage ... über Aufgabenfelder, über ihre Tätigkeiten
  • Ermitteln von Potenziellen Kandidaten
    a) aufgabenorientierter Ansatz: Wenn ein Amt frei wird, sucht man einen Nachfolger
    b) personenorientierter Ansatz: Wenn jemand geeignet ist, sucht man für ihn Aufgabenfelder (Sprungbrett: Arbeitskreise)
  • Motivation
    Abgrenzung des Aufgabenfeldes besprechen, festlegen, ihm zeigen: er ist der Auserwählte „the One“
    Darstellung der Vorzüge (Spaß, Lernen, ...), Erfolgserlebnisse schaffen, keine zeitliche Verpflichtung erzwingen
  • Hilfestellung
    vorab – mitten drin - immer

 

Die Arbeitsgruppen präsentieren ihre Ergebnisse zu b):

In 10 Schritten zum Ehrenamt

1. allgemeine Sichtung von Helfern (Kriterien: Reife, Teamfähigkeit, spezielle Kenntnisse)

2. indirekte Werbung durch bereits Engagierte („Mund-zu-Mund-Propaganda“)

3. persönlichen Kontakt herstellen („Hast du schon von uns gehört?“ – „Hättest du generell Lust ...?“)

4. persönlichen Kontakt halten und intensivieren

5. Planung des Turniers/der Veranstaltung und Auswahl der Aspiranten

6. Vorstellung des Aufgabenfeldes und Überzeugung durch Anreize (Verantwortung, Teamgeist, Belohnung, ...)

7. JA oder NEIN Phase (natürlich ja!)

8. genaue Einführung ins Thema und gemeinsame Vorbereitung im Team

9. Durchführung des Turniers/der Veranstaltung

10. Feedback

 

Der Weg zum Ehrenamt

1. Aufmerksamkeit erregen und Interessen ansprechen, Vereinseintritt

2. Ausflüge, Aktionen, Feste, persönliche Kontakte/Bindung an den Verein

3. kleinere Aufgaben verteilen (Telefonate, Fahrpläne, ...), Gewöhnung an Vereinsarbeit

4. eigene Ideen fördern und diskutieren, eigenes Engagement fördern

5. zu größeren Aufgaben motivieren, stärkere Einbindung in den Verein

6. Amt als Mannschaftsführer, Jugendsprecher etc., langfristige Übernahme eines Amtes

7. Teilnahme an regionalen und nationalen Veranstaltungen, eventuell Einbindung in die DSJ, allgemeine Sichtung von Helfern (Kriterien: Reife, Teamfähigkeit, spezielle Kenntnisse)

 

Nachdem die vier Arbeitsgruppen ihre Ergebnisse vorgetragen haben, wird im Plenum kritisch überprüft, wie realistisch die Ideen sind, wie umsetzbar sie sind.

  • Welcher Aufwand ist dafür nötig?
  • Welche Kosten sind dafür nötig?
  • Wie konkret sind die Ideen?

 

Insgesamt waren sich die Teilnehmer des Workshops I einig,

  • dass ihre Vorschläge sehr gut umsetzbar sind,
  • der Aufwand für die Umsetzung gering ist,
  • gefordert ist hauptsächlich guter Wille,
  • die Umsetzung keine Frage der Kosten ist,
  • weshalb man der Meinung ist, mit diesen realistischen Vorschlägen Jugendlichen den Weg ins Ehrenamt ebnen zu können.

 

(In den nächsten FOREN wird die Arbeit anderen beiden Workshops vorgestellt.)

 

 

Chess GirlsCamp’s

 

in Württemberg ...

 

In Kooperation mit der Württembergischen Schachjugend organisierte die DSJ vom 07. – 09. November das Chess GirlsCamp. Die dritte Auflage dieser Veranstaltung zog 18 junge Mädchen und vier Betreuer in die Jugendherberge Ludwigsburg. Und wieder fand sich eine Mischung aus Vereinsspielerinnen und deren Freundinnen, die noch kein Schach spielen konnten, ein.

 

Der Freitagabend begann mit den allseits beliebten Kennenlernspielen und vor allem das Toasterspiel erfreute sich allgemeiner Beliebtheit. Bevor es ins Bett ging wurde noch fleißig gemordet (Mörderspiel) und Tabuisiert.

 

Samstag ging es dann schon recht früh an den schwarz - weißen Ernst des Lebens. Philipp und Martin haben die „Newbies“ angelernt, während Sonja und Gabriele den „Profis“ ein meisterliches Training verabreichten. Gestärkt durch das Mittagessen durften die Mädchen nun in den gemeldeten 2er Mannschaften gegen die Deutsche U18 Vizemeisterin Sonja Häcker im Simultan antreten. Die Mädchen haben Sonja ganz schön ins Schwitzen gebracht und vier der Mannschaften schafften ein großartiges Remis gegen die Topspielerin. Um das Schachbrett auch mal aus den Augen zu verlieren, wurden danach wieder Gesellschaftsspiele gespielt und gekickert. Martin wurde beim Kicker auch schnell von Larissa aus der Moderatorenkabine verbannt, da seine Moderation wohl nicht dem hohen Anspruch der Profikicker entsprach. Auch artistisch hatte das Camp einiges zu bieten. Ein spontaner Diabolo-Crashkurs brachte viel Vergnügen.

 

Das Abendbrot nahte und das Turnier begann. Die Mädchen spielten in ihren 2er Mannschaften die ersten vier Runden des Turniers um die Chess Girlscamp Krone aus. Am Abend sollte dann die Nachtwanderung für das nötige Gruselfeeling sorgen, doch die Kids waren aufgeweckter als gedacht. Jeglicher Erschreckungsversuch scheiterte an der Coolness der Teilnehmerinnen. Den Höhepunkt dieses Ausfluges bildete die Sicht auf das schöne Barockschloss. Ein neuer württembergischer Rekord mit 15 Mädchen auf nur einer Parkbank wurde dort aufgestellt.

 

Nach dieser anstrengenden 1,5 Stunden- Wanderung wurde natürlich wieder fleißig gemordet. Es stellte sich heraus, dass in Württemberg ein neuer Serientäter sein Unwesen treibt, denn Gabriele schaffte es doch tatsächlich, in jedem Spiel die „mörderische Gartenbohne“ zu ziehen.

 

Sonntag ging es dann in die entscheidende Phase des Turniers, und in einem Fotofinish setzten sich die Chesslooser (Larissa Erben und Annika Arnold) gegenüber den Powergirls (Nadine Vöhringer und Christina Huober) durch. Den dritten Platz erkämpften sich die Springerdinger (Katrin Häcker und Sylvia Offenbächer). Damit endete ein gelungenes Wochenende. Als Fazit könnte man ziehen: Neun Mädchen haben Schach gelernt, viele haben neue Freundinnen gefunden und alle haben ein unvergessliches Wochenende erlebt.

 

Großer Dank gebührt der Württembergischen Schachjugend für die Pokale, Preise und die großartige Kooperation bei diesem Projekt.

 

(Philipp Limbourg & Martin Wojdyla)

 

 

... und in Nordrhein-Westfalen

– nur halt anders benannt:

 

„Girls Power – wir können’s besser“

In Olpe, 27.10.03 – 30.10.03

 

Zum aller ersten mal konnte die Aktion „Girls Power“ diesen Herbst ins Leben gerufen werden. 19 begeisterte Mädchen im Alter von 10-16 Jahren nahmen an daran teil.

 

Am Montag, den 27.10., ging es los. Nach der Anreise zur Jugendherberge „Am Biggesee“ und der Zimmerverteilung fand ein gemeinsamer Kennenlernabend statt. Den Kennenlernspielen folgten verschiedene Brett- und Gesellschaftsspiele wie „Cranium“, „Take it easy“ usw. So konnten sich die Mädchen weiter „beschnuppern“.

 

Der folgende Tag fing mit einem kleinen Schachturnier an. Zwischen Frühstück und Mittagessen bestritten die Teilnehmerinnen 3 Runden mit je 30 Minuten pro Spielerin. Schon nach diesen ersten Runden stachen einige im Schach erfahrenere Spielerinnen heraus. Es versprach, noch spannend zu werden. Da nicht alle die Geduld aufbrachten und die ganze Stunde spielten, wurden während der Runden in einem anderen Tagesraum T-Shirts bemalt, Kerzen und Perlentierchen gebastelt.

 

Nach dem Essen und einer kurzen Mittagsfreizeit konnten die älteren Mädchen ihre Tanzkünste bei Verena unter Beweis stellen, während die Jüngeren den Selbstverteidigungskurs bei Frau Dorothee Fricke absolvierten.

 

Nachdem die Mädchen sich nach dem Leistungssport beim Abendessen gestärkt hatten, konnten sie ihre Ausdauer bei ihrem Lieblingsdenksport Schach beweisen. Das parallel laufende Jugendopen der SJ NRW bot unseren Teilnehmerinnen nämlich an, bei ihrem Blitzturnier mitzumachen. Das andere Angebot an diesem Abend war, an der Nachtwanderung teilzunehmen, die auch vom Jugendopen organisiert war. Einige Mädchen trauten sich und erlebten viele spannende und gruselige Überraschungen.

 

Am Mittwoch morgen fand eine spontan geplante Aktion statt: der Kinobesuch in Olpe. Der Film „Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen“ kam bei den meisten gut an und bot gleichzeitig eine kleine Abwechslung zum Aufenthalt in der Jugendherberge. Da wir noch ausreichend Freizeit hatten, bis der bestellte Bus kam, besichtigten wir die Altstadt von Olpe.

 

(Elvira Mass)

 

Impressum DSJ-Forum

 

Herausgeber: Deutsche Schachjugend, www.deutsche-schachjugend.de

Verlag: JugendSchachVerlag, Partner der Deutschen Schachjugend

Redaktionsanschrift: Geschäftsstelle Deutsche Schachjugend, Jörg Schulz, Hanns-Braun-Str. Friesenhaus I, 14053 Berlin.

 

Das DSJ-FORUM ist das Informationsblatt der Deutschen Schachjugend. Es erscheint 10mal im Jahr als Beilage der Zeitung JUGENDSCHACH.

Das DSJ-FORUM wird gefördert aus Bundesmitteln des Ministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.