Zum Hauptinhalt springen
 
| Verband, Startseite

Kurt Lellinger – er war Schulschach

Das Deutsche Schach nimmt Abschied von Kurt Lellinger, der am 9. Januar nach langer schwerer Erkrankung in seiner Heimatstadt Trier verstarb.

Mit Kurt Lellinger verliert das Schach einen der größten Motoren des Schulschachs in Deutschland. Er war von 1993 bis 1998 Referent für Schulschach der Deutschen Schachjugend. Das ist keine lange Zeitspanne. Und doch hat er das Schulschach nachhaltig verändert. Vom reinen Spielbetriebsgedanken, aus dem über Jahrzehnte Schulschach definiert wurde, hin zum Bildungsgedanken.

Kurt Lellinger war durch und durch Pädagoge. Und dies spiegelte sich vor allem auch in seinen Gedanken wieder, wenn er von Schach an Schulen sprach. Für ihn war Schach ein Medium mit dessen Hilfe die Schulen ihren Bildungsauftrag besser erfüllen können. Mit Schach ließen sich viele Fähigkeiten bei Kindern schulen und stärken. Davon war er überzeugt.

Noch in seiner Zeit als Schulschachreferent der DSJ gründete er die Deutsche Schulschachstiftung e.V., deren Gründungsvorsitzender er wurde und später dann ihr Ehrenvorsitzender. Mit der Schulschachstiftung sollte der direkte Kontakt zu den Kultusministerien intensiviert werden. Er hatte beobachtet, dass Kultusministerien reserviert auf Wünsche von Sportverbänden reagierten. Dem begegnete er mit einer unabhängigen Schulschachorganisation, die nichts mit Spielbetriebs-, Verbandsfragen, dafür umso mehr mit Bildungsfragen zu tun haben sollte. In der Satzung heißt es in § 2:

(1) Die "Deutsche Schulschachstiftung e.V." will die Tradition des Schulschachs ausbauen und pflegen:
Schach eignet sich in besonderer Weise zur Entwicklung und Förderung kognitiver Fähigkeiten. Hierbei stehen im Vordergrund das räumliche, das systematische und das prinzipielle Denken.
Neben analytischer Denkschulung fördert es vernetztes, ganzheitliches Denken, die Bewältigung komplexer Sachverhalte, Organisationsfähigkeit, abwägendes Urteilen und begründetes Entscheiden.

Problemlösen wird in unserer Gesellschaft immer wichtiger, weil in den unterschiedlichsten Bereichen progressiv mehr Probleme entstehen. Schach ist eine der wenigen Domänen, in denen Jugendliche ihre Problemlösungskompetenz systematisch erarbeiten und erweitern lernen.

Seine Vision war eine echte Stiftung, wie es der Name versprach. Er ging davon aus, dass er Unterstützung von allen in Schulen und im Schach Tätigen bekommen müsse für so eine gute Idee. Groß war dann die Enttäuschung, als er so gut wie keine Unterstützung bekam. Mühsam waren die Anfangsschritte der Schulschachstiftung. Doch Kurt Lellinger zeichnete auch aus, dass er sich nicht entmutigen ließ, wenn er eine Idee hatte.

Als Antwort auf die in den Ländern entstehenden Ganztagsschulen entwickelte er das Konzept des Schulschachpatentes. In Finsterbergen in Thüringen wurde es 2003 mit der ersten Multiplikatorenschulung aus der Taufe gehoben. Seitdem sind mehr als 3.000 Lehrerinnen und Lehrer im Schach und der Schachvermittlung ausgebildet worden. Mit dem Schulschachpatent wurde der Grundstein gelegt für den später einsetzenden Schachboom an den Schulen in Deutschland.

Doch sein Meisterwerk war dann die als „Trierer Studie“ bekannt gewordene wissenschaftliche Untersuchung zur Frage, ob Schachunterricht in der Grundschule die geistige Entwicklung der Kinder fördert?

Er setzte sich mit der Universität Trier in Verbindung und in einer vierjährigen Studie wurden zwei Grundschulen mit einem etwa gleichen Bildungshintergrund untersucht. Die Olewig Grundschüler erhielten in allen Klassen eine Stunde Schachunterricht pro Woche, in der Vergleichsgrundschule gab es überhaupt kein Schachangebot. Kurt Lellinger einigte sich mit der Uni, gab die Studie in Auftrag, und nun musste nur noch die Aufgabe der Finanzierung gelöst werden. Das war typisch für Kurt Lellinger. Wenn er von einer Sache überzeugt war, musste sie in die Tat umgesetzt werden. Das Wie klärt sich dann schon. Und so war es auch hier. Die deutsche sportjugend und die Nikolaus Koch-Stiftung Trier beteiligten sich neben der Schulschachstiftung an der Finanzierung.

Wenn das Schulschachpatent der Grundstein für das Schulschachhaus ist, dann ist die Trierer Studie das Fundament dieses Hauses.

Weltweit gibt es viele gute Studien zum Schulschach. Doch in Deutschland, bei deutschen Bildungspolitikern öffnete erst die Trierer Studie alle Türen und für viele Grundschulen war sie der Anlass Schach in das Schulprogramm aufzunehmen. Und alle konnten in der Praxis bestätigen, was die Studie ermittelt hatte:

Schach fördert die Entwicklung von Kindern nachdrücklich!

Kurt Lellinger hat für Schulschach gelebt, er hat Schulschach gelebt. Er ließ sich von Rückschlägen, Desinteresse bis in die Verbandsspitzen hinein nicht entmutigen. Ich habe selten, vielleicht noch nie, einen Menschen erlebt, der mit so viel innerer Überzeugung für seine Ideen eintrat. Er war mit ganzem Herzen dabei.

Das galt auch für seine Heimatstadt Trier. Ich erinnere mich gerne zurück an viele Rundgänge mit ihm durch die Römerstadt Trier. Mit solch einer Begeisterung ist noch nie eine Stadt präsentiert worden. Das galt für seinen Glauben und den Einsatz für die katholische Kirche. Das galt auch für seinen Verein die SG Trier von 1877 e.V., für die Arbeit in der Schachjugend Rheinland-Pfalz.

Einer derjenigen, die von Kurt Lellingers Engagement profitiert haben und es nicht vergessen haben, ist Nationalspieler GM Georg Meier. Er agiert als Botschafter für die Auszeichnung „Goldener Chesso“ der DSJ für das Ehrenamt und schrieb folgendes über seine Motivation, dem Ehrenamt Dank zu sagen:

„Den Großteil meiner Schach-Jugend habe ich beim SC-Trier-Süd (heute - nach Fusion - als SG Trier bekannt) verbracht. Die Seele, die treibende Kraft des Vereins war über all diese Jahre und darüber hinaus: Kurt Lellinger. Er ist bekannter als ehemaliger Vorsitzender der Deutschen Schulschachstiftung, was unterstreicht in welchem Umfang er ehrenamtlich engagiert war. Obwohl er gesundheitlich nicht mehr in der Lage ist sich so einzusetzen, wie er es sich wünschen würde, lebt seine Arbeit weiter: Er hat über Schach-AG´s in örtlichen Schulen viele Kinder zum Schach gebracht, einen Verein aufgebaut, in dem sich nun viele andere ehrenamtlich engagieren und der ein Bindeglied für Schachinteressierte mit weitgefächerter Herkunft aus allen sozialen Schichten ist. Sein Beispiel führte mir den Wert des Ehrenamts vor Augen, denn jeder Einzelne der sich ehrenamtlich engagiert, hilft dabei etwas Gutes aufzubauen das daraufhin weiterlebt und fruchtbaren Grund für das Engagement anderer bietet.“

Möchte man was kritisieren, dann eigentlich nur, dass er sich hätte schonen sollen, schonen müssen, dass er hätte abgeben müssen. Doch das konnte er eben nicht. Es gab ja noch so viel zu tun, er hatte noch so viele Ideen, die auf Umsetzung warteten.   

Lieber Kurt, wir vermissen Dich schon seit Jahren als Ideengeber und Ratgeber. Wir werden Dich immer in Erinnerung behalten. Du hast Bleibendes im Schulschach hinterlassen.

 

Jörg Schulz

 

 

 

| Mädchenschach, TOP Meldung, Mädchen- und Frauenschachkongress, Ausbildung, Mädchenschach

Mädchenschach gemeinsam stärken – Kongress 2025 inspiriert mit vielen Ideen

Ein Wochenende voller Austausch, Motivation und neuer Impulse: Beim Mädchenschachkongress 2025 in Frankfurt trafen sich rund 40 engagierte Teilnehmende, um gemeinsam an der Zukunft des Mädchenschachs zu arbeiten. Workshops, Vorträge und kreative Aktionen sorgten für frische Perspektiven – und...

weiterlesen
| DVM 2025, DVM, Sport, Startseite, TOP Meldung

DVM 2025: U20w & Nachrückmöglichkeiten

Für die U20w sind bereits acht Teams angemeldet - seid ihr die nächsten? Für die Altersklassen U12 und U12w werden zudem noch Nachrücker gesucht.

weiterlesen
| Mädchenschach, TOP-Meldung, Mädchenschach, Startseite, Nachrichten, TOP Meldung

Einladung zur Regionalkonferenz - Mädchen- und Frauenschachprojekt

Regionalkonferenzen des Gemeinsamen Projekts von DSB und DSJ, um mehr Mädchen und Frauen für den Schachsport zu gewinnen.

weiterlesen
| Sport, Startseite, DLM 2025, TOP Meldung

DLM Runde 7 - Überraschungen auf dem Podium

Fünf Teams waren vor der Schlussrunde im Rennen um die Plätze 2 und 3, während NRW 1 dem Finale gelassen entgegen sehen konnte.

weiterlesen
| TOP Meldung, TOP-Meldung, Startseite

Vielfalt bewegt – Schach für alle

Der Vielfaltskongress bringt vom 5. bis 7. Dezember 2025 in Hildesheim Menschen aus dem Schachsport zusammen, um Vielfalt zu fördern und gemeinsam gegen Vorurteile und Ausgrenzung einzutreten.

weiterlesen
| TOP Meldung, Spielbetrieb, Normenturniere

GM- und IM-Normenturniere Runde 9: Das Ende

Sehen wir noch Verschiebungen auf den Podiumsplätzen? Wird Isaac Garner noch seine IM-Norm schaffen? Die letzte Runde beantwortet alle Fragen!

weiterlesen
| Spielbetrieb, TOP Meldung, Normenturniere

GM- und IM-Normenturniere Runde 7 und 8

Während es im IM-Turnier noch um Normen gehen würde, stand für das GM-Turnier vor allem der Kampf um die Preisgeldränge auf der Agenda, denn hier hatte nur Ashot Parvanyan mit einem perfekten Lauf noch die Chance auf eine Norm.

weiterlesen
| TOP Meldung, DLM 2025

DLM Runde 6 - Der Deutsche Ländermeister ist gefunden!

Einzelrunden der Deutschen Ländermeisterschaften versprechen in der Regel viele ausgekämpfte Partien. Darüber hinaus nähern wir uns dem Ende des Turniers und so mancher Landesverband hat noch punktetechnischen Nachbesserungsbedarf.

weiterlesen
| TOP Meldung, DLM, Sport, Spielbetrieb

Tag der Deutschen Einheit - DLM Runde 4 und 5

Der Tag der Deutschen Einheit strotzt nur so vor Dynamik. Wir konnten heute acht mal 2 Mannschaftspunkte am Vormittag und 6x2 Mannschaftspunkte am Nachmittag vergeben. Aber der Reihe nach:

weiterlesen
| TOP Meldung, Spielbetrieb, Normenturniere

GM- und IM-Normenturniere Runde 5 und 6

Jakob Leon Pajeken konnte den Aufschwung des Vortages nicht in Runde 5 übernehmen und unterlag Toms Katans.

weiterlesen