Mit dem Fahrrad zur WM

Manche Sportarten gehören einfach verboten. Ach was, als „Sport“ kann man das wohl kaum bezeichnen, was sich gerade hier in Willingen abspielt! Da kann ein Ascheplatz-gestählter Sportreporter wie ich doch nur milde lächeln.

 

Echter Sport für Körper und Geist

 

Fußball, das ist noch ein richtiger Sport. Zwei Mal elf Freunde auf dem Platz, die mit unbändigem Willen und 110 Prozent Körpereinsatz ihr Ziel gegen den machtvollen Widerstand des Gegners erreichen wollen: einen kleinen, schwarz-weißen Ball unter die Latte, in den Winkel, die linke untere Ecke oder sonst wo ins Tor zu knallen.

 

Das nenn’ ich einen Sport, der Körper und Geist gleichermaßen beansprucht. Den Geist? Jawohl, den Geist, wie schon Rekordnationalspieler Lothar Matthäus feststellte (und der muss es schließlich wissen): „Es ist wichtig, dass man 90 Minuten mit voller Konzentration an das nächste Spiel denkt!“ Und gerade wegen dem vielen Denken, was man beim Fußball machen muss, können wahrscheinlich auch nur solche Leuchten wie der Loddar richtig gut Fußball spielen.

 

Das richtige Equipment ist entscheidend: die Hosenklammer zum Schutz vor hartnäckigen Verschmutzungen und der stilsichere Sturzhelm Marke „Volkssturm“ gehören zur Grundausstattung.

Four Cross downhillen

 

Gerade diese geistreiche Komponente unseres Nationalsports Fußball vermisse ich aber bei dem anderen „Sport“, der über das Pfingstwochenende das Interesse von rund 30.000 Besuchern in Willingen fesselt. Denn so viele Leute kommen zum „Bike-Festival“ in Willingen um glatt rasierte und mit Heißwachs enthaarte „Männer“-Beine zu sehen. In meiner grünen Jugend hieß solch ein „Bike-Festival“ jedenfalls noch „Rad-Treff“ – da wusste man wenigstens noch, was dahinter steckt. Früher war nicht alles besser, aber manches eben schon.

 

Die „Biker“ sind jedenfalls auf ihren Fahrrädern in den Kategorien „Downhill“ und „4X“ unterwegs. Das mag sportlich klingen. Aber letztlich fahren die doch nur den Berg runter. Und das macht das Rad eigentlich schon von alleine.

 

„4X“ spricht man übrigens „Four Cross“ und bedeutet: Vier Verrückte stürzen sich in einem Affenzahn auf viel zu kleinen Fahrrädern gleichzeitig einen steilen, buckligen, kurvigen, viel zu engen und mit Wurzeln und Steinen übersäten Waldweg hinunter. Wer am meisten schubst und drängelt, liegt am Ende vorne. Toller Sport.

 

Lehmann schubst Kahn

 

Andererseits: Anstatt mit solchen Gummibändchen und Psychofritzen unsere Fußballnationalmannschaft anzukuscheln, hätte der Klinsmann lieber mal ein bisschen „4X“ in die WM-Vorbereitung einbinden sollen. Ein schönes Bild: Lehmann und Kahn rasen den oben geschilderten Waldweg auf dem Fahrrad herunter und versuchen sich gegenseitig aus der Bahn zu werfen… Die berühmte Torwartfrage wäre relativ schnell gelöst.

 

Der alte Sepp Herber hätte die Idee sicher begrüßt. Denn schon der wusste: „Das Rad ist rund.“

 

Euer Paul „Pille“ Pillkowski

 

Radfahrer sind Umweltfreunde. Deshalb werden die Bäume an der Strecke gepolstert und so vor gefährlichen Verletzungen an der Rinde geschützt.