"Duell auf Brettern" - Niclas Huschenbeth gegen Christoph Stephan

Am Donnerstag der DEM-Woche konnten wir einen echten Höhepunkt verbuchen: das "Duell auf Brettern". In der DKB-Skisporthalle Oberhof traten der Deutsche Meister im Schach, Niclas Huschenbeth, und der Biathlon-Vize-Weltmeister, Christoph Stephan, im "Schach-Biathlon" gegeneinander an. Schach-Biathlon ist eine eigens für dieses Event kreierte Sportart, die Langlauf und Schach kombiniert. Für den Wettstreit haben wir das beliebte "Konditions-Blitzen" neu erfunden: Nicht zu Fuß, sondern auf Langlaufskiern geht's zum Brett und wieder zurück.

Niclas Huschenbeth gewinnt das „Duell auf Brettern“

Drei Sekunden entscheiden über Sieg und Niederlage beim Schach-Biathlon

Es war mit Spannung erwartet worden - das „Duell auf Brettern“ zwischen dem Deutschen Meister Niclas Huschenbeth und Biathlon-Vize-Weltmeister Christoph Stephan. Gestern Mittag kam es dann zum Showdown in der Oberhofer Skisporthalle. Zunächst kamen Presse und Fernsehen zum Zug, die angesichts der ungewöhnlichen Kombination von Langlauf und Schachpartie und vor allem der prominenten Teilnehmer zahlreich erschienen waren.

Der zweiteilige Wettkampf begann mit dem Part, der für Niclas die größte Herausforderung darstellte: Er, der noch nie zuvor auf Skiern gestanden war, musste auf einer rund 300 Meter langen Rundstrecke im direkten Duell gegen das Biathlon-Ass antreten - und durfte so wenig Zeit wie möglich verlieren. Denn jede Sekunde, die er später das Ziel erreichen würde, würde ihm doppelt von seiner Bedenkzeit abgezogen.

Morgens noch war er extra mit DSJ-Teamer Maximilian Dapprich in die Halle zum Üben gefahren. Und siehe da: Er schlug sich überraschend gut… Allerdings sah er gegen den wie eine Rakete startenden Biathleten trotzdem aus, als sei er auf dem Schnee festgenagelt. Der sympathische Wintersportler nahm aber nicht nur den Wettkampf ernst, sondern zeigte sich als fairer Sportsmann. Nachdem er seine Raketenrunde abgeschlossen hatte, trieb er das Publikum dazu, Niclas bei seiner undankbaren Aufgabe kräftig anzufeuern.

Entsprechend gut war Niclas Ergebnis: Nur eine Minute und 15 Sekunden verlor er auf seinen Kontrahenten.

Für die anstehende Konditions-Schnellschachpartie bedeutete dies: Zweieinhalb Minuten Abzug bei der Bedenkzeit für Niclas und seine Läufer, volle 15 Minuten bei Christoph und seinem Team. Niclas‘ Team, das waren vier Läufer, die erst die 50 Meter zwischen einem Startpunkt und dem Brett mit Uhr zurücklegen mussten, bevor Niclas einen Zug machen durfte. Neben den drei DSJ-Teamern Eric Tietz, Maximilian Dapprich und Jens Koller war Sascha Buchberger dabei, der mit hervorragender Technik und hoher Geschwindigkeit maßgeblich zum späteren Erfolg beitrug.

Christoph wiederum fuhr die Strecke zwischen Startpunkt und Brett selbst, hatte dort aber kompetente Teamkollegen, die für ihn die Züge ausführten: Von der amtierenden Deutschen Meisterin U16 Anna Endress, der frischgekürten Spielerin des Jahres Hanna-Marie Klek und der derzeitigen U18-Spitzenspielerin Alisa Frey und U18-Spieler Florian Kugler hatte Niclas echte Gegenwehr zu erwarten.

Was würde also triumphieren: Niclas Spielstärke oder Christophs Geschwindigkeit?

Gingen Niclas‘ Teamkollegen auf Skibrettern zunächst noch mit recht forschem Tempo in die Loipe, zeigten sich angesichts der langen Strecke doch recht schnell Ermüdungserscheinungen. Christoph Stephan hingegen spulte völlig unbeeindruckt von der Distanz seine Runden ab und drehte sogar die ein oder andere zusätzliche „Ehrenrunde“ anstatt am Startpunkt darauf zu warten, dass Niclas zog… Die sowieso schon knappere Zeit von Niclas reduzierte sich also stetig weiter.

Auf dem Schachbrett hingegen sahen die Kräfteverhältnisse recht schnell anders aus. Ausgerechnet einen Läufer konnte Niclas seinen Gegnern abluchsen und in den nächsten Zügen die gute Stellung weiter ausbauen. Dafür verließen Niclas‘ Teamkollegen zusehends die Kräfte, vereinzelt kamen Stürze hinzu. Würde seine Bedenkzeit noch für ein Matt ausreichen?

Dann - der entscheidende Zug auf dem Brett, aber nur noch wenige Sekunden auf der Uhr - der Schreck: Der Läufer auf dem Weg zu Niclas stürzt, kann sich nicht gleich wieder berappeln. Ganz hinten am Startpunkt stürzt sich Maximilian Dapprich in die Loipe, beißt sich Meter für Meter nach vorne, zieht an seinem immer noch am Boden liegenden Teamkollegen vorbei und erreicht völlig außer Atem Niclas, der ihm schon einige Meter entgegengelaufen kommt. Die beiden schlagen sich ab, Niclas spurtet zum Gartenschachfeld, zieht und drückt die Uhr.

Dort steht… „0.03“. Bei drei Sekunden von einem knappen Ausgang zu sprechen ist fast untertrieben. Aber die Zahl steht.

Das Team um Niclas hat das Duell auf Brettern für sich entschieden. Spielstärke  konnte sich gegen Geschwindigkeit durchsetzen. Aber bei der ersten Auflage eines Schachbiathlons kam es Teilnehmern und Zuschauern vor allem auf den Spaß an. Und der war vor allem durch den vollen Einsatz der beiden Kontrahenten und ihrer acht Teamkollegen. Herzlichen Dank - der erste Schachbiathlon hat uns wirklich Lust auf eine Wiederholung gemacht!

27. Mai 2010, Oberhof

Niclas Huschenbeth vs. Christoph Stephan