Arkadij Naiditsch und David Baramidze im Gespräch

Zwei weitere spannende Partien konnten die Zuschauer gestern Nachmittag, am 23.05.2013, im Großmeisterduell verfolgen, wieder live kommentiert von Arkadij Naiditsch und David Baramidze persönlich. Nachdem Arkadij die ersten beiden Runden für sich entscheiden konnte und gestern auch Runde drei gewann, war der Sieger des Duells gefunden. Doch David stellte seine Ehre wieder her, indem er die letzte, sehr spannende Partie gewinnen konnte. Im Anschluss sprachen wir mit den beiden über ihr Duell, die DEM und ihre Zukunftspläne:


Hallo Arkadij, hallo David, wie gefällt es euch beiden hier auf der DEM?

Arkadij: Ganz gut, die Meisterschaft ist gut organisiert, das war eine Überraschung für mich. Bei 1000 Leuten hatte ich das eher chaotischer erwartet, dass alle durcheinander rennen. Tatsächlich ist aber alles sehr angenehm, das Hotel ist gut und ich habe einen insgesamt positiven Eindruck.
David: Ich kenne die DEM ja schon aus dem letzten Jahr und auch mir gefällt alles ziemlich gut hier. Besonders schön finde ich es für die Kinder, auch wegen des Rahmenprogramms.


David, du hast früher selbst an der DEM teilgenommen, Arkadij, du hast zumindest internationale Jugendmeisterschaften erlebt. Könnt ihr einen Vergleich zu heute ziehen?
A: Ich finde es schwer, einen Vergleich zu ziehen. Welt- und Europameisterschaften habe ich viel chaotischer erlebt, weil ganz viele verschiedene Länder und Sprachen aufeinandertreffen.
D: Als ich selbst gespielt habe, war ich ungefähr 13. Daran kann ich mich nicht mehr so genau erinnern, es war damals aber schon ähnlich groß organisiert wie heute.


Wie zufrieden wart ihr mit euren Partien und dem Ergebnis?
D: Arkadij war am Ende gnädig. *lacht*
A: Nein, stimmt nicht. Wir haben ja zum ersten Mal  die Idee mit Reden und Spielen in einem ausprobiert, es war auf jeden Fall schwerer, sich dabei zu konzentrieren. Für Zuschauer macht es so aber sicher mehr Spaß. Den Erfolg der Veranstaltung sollten andere beurteilen. Ich hoffe, dass es interessant war. Die Partien waren spannend und ich hatte teilweise einfach mehr Glück.
D: Wenn die Zeit knapp wurde, habe ich angefangen, schlecht zu spielen. Auch die Eröffnung lief für mich manchmal etwas schlechter, meist stand es aber zunächst ausgeglichen. Im Schnellschach sind dann eben einfach Fehler dabei.


Was war für euch die Herausforderung bei den Livekommentaren?
A: Mit Profischach hat das wenig zu tun. Für die Zuschauer ist es aber natürlich interessant, es bringt Spannung rein, weil die Spieler unterschiedlich denken.
D: Ich fand es eigenartig. Sonst formuliert man seine Gedanken nicht aus, sie sind unterbewusst. Das Reden hilft beim Spielen nicht gerade.
A: In der Zeitnot hofft man auf gute Züge, da werden die Kommentare dann oberflächlicher oder man sagt gar nichts mehr.
D: Ja, man denkt dann nicht mehr so darüber nach, was man sagt.


Ihr habt ja auch schon DEM-Partien gesehen und kommentiert. Wie schätzt ihr die Spielstärke der Teilnehmer im Schnitt ein?
A: Es gibt sicher ein paar gute Partien, aber das zu bewerten ist natürlich immer relativ. International können die deutschen Jugendlichen gerade schwer mithalten, trotzdem spielen auf deutscher Ebene gute Spieler.
D: Du hast doch auch selbst einen Schüler hier.
A: Stimmt, ich gebe etwas Training in meinem Verein Baden-Baden und arbeite dabei oft mit Julian Martin, der gerade in der U12 führt. Wir haben auch hier schon etwas besprochen, er wird allerdings vor Ort von Herrn Reefschläger betreut.
D: Wir haben auch heute wieder interessante und gute Partien kommentiert. Es sind schon einige Spieler dabei, die Großmeister werden könnten.
Welchen Tipp könnt ihr denn den Teilnehmern für ihre Zukunft geben, wenn sie möglichst stark werden wollen?


A: Soviel trainieren, wie geht und nicht faulenzen. Talent wird überschätzt, denn konstantes Training ist wichtiger als alles andere.
D: Da kann ich mich anschließen. Man muss sich mit Schach beschäftigen, viel spielen  und eigene Partien analysieren. Aus eigenen Fehlern lernen ist die wichtigste Grundlage.


Heute Abend werdet ihr mit je zwei Jugendlichen am Blitzturnier teilnehmen. Ist das für euch selbstverständlich oder schaut ihr dem skeptisch entgegen?
A: Das macht man gerne und wir lassen uns überraschen. Das ist eine Veranstaltung, die den Jugendlichen Spaß machen soll. Wenn das gelingt, sind wir zufrieden.
D: Ich kenne das schon aus dem letzten Jahr. Man ist näher dran an den Kindern und hat mehr Kontakt zu ihnen. Für die Kinder ist das sehr schön, weil die Kinder uns sonst nur zuschauen können, aber sonst keinen direkten Kontakt haben.


Wie sehen denn eure Pläne für die Zukunft aus, in Bezug auf Beruf und Studium?
A: Ich sehe mich ganz klar als Profischachspieler, das hat Priorität. Verändert hat sich, dass ich seit Oktober etwas Training in meinem Verein Baden-Baden gebe. Zudem habe ich noch meinen Newsletter, den ich gemeinsam mit Balogh Csaba herausbringe. Er erscheint einmal pro Woche und wir kommentieren darin vier Partien der letzten Woche und eine Partie von einem älteren Weltmeister. Zudem finden sich darin 10 Taktikaufgaben, eine Studie und zwei Endspiele. Der Newsletter ist geeignet für eine Spielstärke ab DWZ 1500 und kann kostenlos abonniert werden unter www.chess-newsletter.com. Ich denke, dass das gerade für Kinder und Jugendliche eine gute Sache ist. Außerdem helfe ich bei Bücherproduktionen von Chess Evolution. Für mich war eigentlich immer klar, dass ich Profischachspieler werden möchte und ich habe das auch seitdem nie in Frage gestellt.
D: Ich habe angefangen, Wirtschaftsphysik zu studieren und bin gerade im zweiten Semester. Das ist etwas ganz Neues und wirklich eine Umstellung für mich. Deshalb wird Schach bei mir für ein paar Monate noch etwas pausieren.


Was steht bei euch denn schachlich in nächster Zeit an?

D: Im Moment habe ich nur ein Turnier geplant, das in Nürnberg im September stattfinden wird. Bis dahin ist Semester. Vielleicht spiele ich im August noch ein Turnier, aber das ist noch nicht konkret.
A: Bei mir ist es etwas mehr. Anfang Juni spiele ich französische Liga, danach ein großes Schnellschachturnier in Kiew. Es handelt sich dabei um ein Einladungsturnier, bei dem 10 Teilnehmer in einem Rundenturnier gegeneinander spielen. Der ELO-Schnitt wird bei ca. 2720 liegen. Ab dem 25. Juli stehen die Dortmunder Schachtage auf dem Programm. Außerdem nehme ich noch an den spanischen und kroatischen Mannschaftsmeisterschaften im September  teil. Vielleicht bin ich zusätzlich noch beim Worldcup.
D: Bist du qualifiziert?
A: Es ist noch unklar, ob ich über ELO qualifiziert bin.  Der World Cup wäre dann im August.
 
Vielen Dank euch beiden für das Interview! Wir wünschen euch noch viel Spaß hier in Oberhof und alles Gute!